Debatte über die US-Militärpräsenz in der NATO

Im Vorfeld des wichtigen NATO-Gipfels im Juni in Den Haag haben die Aussagen des höchsten Militärs der Allianz, Admiral Giuseppe Dragone, wichtige Diskussionen über die Zukunft der NATO und die Rolle der Vereinigten Staaten in der Allianz ausgelöst. Admiral Dragone sagte, es gebe noch keine konkreten Anzeichen dafür, dass die USA ihre Streitkräfte aus den Verteidigungsplänen der NATO abziehen und ihre Aufmerksamkeit auf die indopazifische Region richten würden, betonte jedoch, dass das Bündnis auf diese Möglichkeit vorbereitet sein müsse. Diese Situation führte zu der Ansicht, dass die NATO angesichts der sich verändernden globalen Sicherheitsdynamik möglicherweise nach einem neuen Gleichgewicht sucht.

Der zunehmende Fokus der USA auf den Indo-Pazifik und seine Auswirkungen auf die NATO

In den letzten Monaten war eine deutliche Veränderung in der Rhetorik der Pentagonbeamten zu beobachten. Während die Bedrohung der europäischen Sicherheit durch Russland, das die Ukraine seit mehr als drei Jahren besetzt hält, weiterhin besteht, konzentrieren sich die strategischen Prioritäten der USA zunehmend auf Chinas wachsende Macht und die potenziellen Spannungen im indopazifischen Raum. Bedenken, dass dieser strategische Wandel langfristige Auswirkungen auf die militärische Präsenz und die Verpflichtungen der USA in der NATO haben könnte, führen innerhalb des Bündnisses zu Debatten.

Ein im März durchgesickerter Entwurf einer US-Verteidigungsstrategie verstärkte diese Bedenken noch. In dem betreffenden Dokument wurde den USA empfohlen, die für die NATO-Verteidigungspläne vorgesehenen Streitkräfte klar zu definieren und einige dieser Streitkräfte näher nach Asien zu verlegen, um eine mögliche Invasion Taiwans zu verhindern. Dieses Szenario bedeutet, dass die europäischen Länder die Lücke, die durch eine mögliche Reduzierung der US-amerikanischen Streitkräfte entsteht, durch die Erhöhung ihrer eigenen Verteidigungskapazitäten schließen müssen.

Admiral Dragone ruft zur Vorbereitung der Allianz auf

Admiral Giuseppe Dragone, Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, sagte, es gebe bislang keine Anzeichen dafür, dass das Pentagon diese Pläne umsetze. Er argumentierte jedoch, dass das Bündnis dieser möglichen Änderung proaktiv begegnen sollte. Eine vorausschauende Planung für etwaige Änderungen in der militärischen Haltung der USA würde dem Bündnis die Möglichkeit geben, sich neu auszurichten und sein strategisches Gleichgewicht wiederherzustellen, so Dragone.

Dragone sagte, die europäischen Länder seien in der Lage, die Auswirkungen einer möglichen Truppenreduzierung der USA in kritischen Bereichen wie Luftabwehrsystemen, elektronischer Kriegsführung, strategischem Lufttransport und unbemannten Luftfahrzeugen abzufedern. Dies untermauert auch die Ansicht, dass Europa mehr Verantwortung in der Verteidigung übernehmen sollte.

Erhöhung der Verteidigungsausgaben und Suche nach neuen Zielen

Nach dem Krieg in der Ukraine kam es in den NATO-Ländern zu einer deutlichen Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Derzeit erfüllen 32 der 22 Mitgliedstaaten das Ziel, zwei Prozent ihres BIP für Verteidigung auszugeben. Die Aussage von US-Präsident Donald Trump, dieser Satz sei unzureichend und müsse auf fünf Prozent erhöht werden, zeigt jedoch, dass es innerhalb der Allianz unterschiedliche Auffassungen gibt.

Der überarbeitete Vorschlag für die Verteidigungsausgaben, den NATO-Generalsekretär Mark Rutte auf dem Gipfel in Den Haag vorlegen wird, verleiht diesen Diskussionen eine neue Dimension. Dem Vorschlag zufolge sollen die Mitgliedstaaten 3,5 Prozent ihres BIP für die Verteidigung und 1,5 Prozent für andere sicherheitsrelevante Maßnahmen ausgeben. Admiral Dragone bestätigte, dass dieser neue Ausgabensatz diskutiert werde, machte jedoch keine Angaben zum Zeitplan für seine Umsetzung und dazu, wofür die zusätzlichen Mittel verwendet werden sollten. Dragone betonte, dass jedes Land für die Erreichung dieser Ziele in seiner eigenen nationalen Verantwortung liege und erklärte, dass die NATO einen flexiblen und realistischen Ansatz verfolgen müsse.

Die russische Bedrohung und der Wiederaufbau des Bündnisses

Grundlage für diese Erhöhung der Verteidigungsausgaben ist der Krieg Russlands in der Ukraine und sein militärischer Aufmarsch in der Region. Admiral Dragone prognostiziert, dass Russland auch im Falle eines Friedensabkommens weiterhin erhebliche Verluste an der Front erleiden wird, jedoch seine Bemühungen zum Wiederaufbau seiner Militärmacht fortsetzen wird. Laut Dragone wird Russland voraussichtlich versuchen, im Jahr 2022 zumindest seine militärische Stärke vor dem Krieg zu erreichen. Allerdings könnte dies im besten Fall drei Jahre dauern, realistischer sind jedoch fünf bis sieben Jahre.

Diese Situation macht deutlich, dass die NATO sich neu strukturieren und stärken muss, und zwar nicht nur im Hinblick auf mögliche strategische Kurswechsel der USA, sondern auch im Hinblick auf die langfristige Bedrohung durch Russland. Die auf dem Gipfeltreffen in Den Haag zu erörternden Ziele für die Verteidigungsausgaben und die strategische Planung werden ein wichtiger Indikator dafür sein, wie das Bündnis auf künftige Sicherheitsherausforderungen reagieren wird. Angesichts der möglichen Veränderung der Rolle der Vereinigten Staaten und der anhaltenden Bedrohung durch Russland ist es von großer Bedeutung, dass die NATO ihre Einheit und Solidarität bewahrt und weiterhin ihre ausgleichende Rolle in der globalen Sicherheit wahrt.

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