
Während sich die Türkei noch nicht von dem schweren Erdbeben mit Epizentrum in Kahramanmaraş erholt hat, wurde Istanbul auch von dem Erdbeben der Stärke 23 erschüttert, das sich am 6,2. April vor der Küste von Silivri ereignete. In Panik wegen des Erdbebens griffen die Istanbuler zunächst zu ihren Telefonen, um ihre Lieben zu erreichen, doch es kam zu erheblichen Störungen der Mobilfunkverbindung. Der fehlende Signalempfang auf den Telefonleitungen und die Kommunikationsausfälle haben erneut die Unzulänglichkeit der Mobilfunknetze und die Tatsache offengelegt, dass GSM-Leitungen in außergewöhnlichen Situationen wie Erdbeben aufgrund von Überlastung lahmgelegt werden können. In diesen kritischen Momenten ließ die Istanbul Metropolitan Municipality (IMM) die Istanbuler jedoch mit ihrer starken digitalen Infrastruktur nicht allein und errichtete eine wichtige Kommunikationsbrücke.
Der Zusammenbruch des Mobilfunks während eines Erdbebens: „Der rufende Tsunami“
In Notfällen wie Erdbeben werden Mobilfunknetze auf die Probe gestellt, da sie auf die tägliche Nutzungskapazität ausgelegt sind. Wenn alle gleichzeitig in Panik geraten und nach ihren Telefonen greifen, entsteht eine Situation, die in GSM-Netzwerken als „Call Setup Tsunami“ bezeichnet wird. Diese Situation führt dazu, dass die Telefonzentralen überlastet sind und deshalb keine Anrufe getätigt werden können. Wenn einige Basisstationen durch die Auswirkungen eines Erdbebens physisch zerstört oder beschädigt werden, kann die Kommunikation außerdem vollständig unterbrochen werden. Gerade in solchen kritischen Momenten spielen Wi-Fi-basierte Kommunikations- und Messaging-Anwendungen eine entscheidende Rolle für die Kommunikation. In Istanbul hat IBB Wi-Fi diese wichtige Aufgabe erfolgreich erfüllt und den Istanbulern ermöglicht, ihre Verbindung untereinander und mit der Außenwelt aufrechtzuerhalten.
IBB Wi-Fi: Unterbrechungsfreie Kommunikationsbrücke im Katastrophenfall
Die Stadtverwaltung von Istanbul baut die WLAN-Infrastruktur des IMM, die über eine große Abdeckung und ein sicheres Netzwerk verfügt, kontinuierlich weiter aus, um auch in Ausnahmesituationen eine unterbrechungsfreie Kommunikation zu gewährleisten. Dank der sorgfältigen Arbeit der Informationsverarbeitungsabteilung der Stadtverwaltung Istanbul verfügt IMM Wi-Fi über 13 Zugangspunkte in ganz Istanbul und bietet rund 170 Millionen Istanbulern einen kostenlosen Internetzugang. Während des Erdbebens vom 6. April wurden mobile Lösungstools der Presse-, Rundfunk- und Öffentlichkeitsarbeitsabteilung des IMM in Betrieb genommen und in 23 verschiedenen Erdbebengebieten in der dicht besiedelten Stadt Istanbul ein unbegrenzter IMM-WLAN-Dienst bereitgestellt. Dieses riesige digitale Netzwerk erleichtert nicht nur den Internetzugang im täglichen Leben, sondern spielt auch in Katastrophenzeiten eine entscheidende Rolle als wichtige Kommunikationsalternative. IMM stärkt außerdem seine Funkinfrastruktur, um die Einsatzfähigkeit der Teams vor Ort zu erhöhen. Die Anzahl der Radiosender wurde von 20 auf 16 erhöht, der Versorgungsbereich von 35 % auf 82 % erweitert und 93 Radios in das digitale System integriert. Auf diese Weise können IMM-Teams vor Ort ohne Unterbrechung miteinander kommunizieren.
„National Roaming“ und alternative Kommunikationsvorschläge vom IMM
Um die Nachhaltigkeit in der Kommunikation zu gewährleisten, fordert die Stadtverwaltung von Istanbul (IMM) die Behörde für Informationstechnologien und Kommunikation (BTK) auf, das System „National Roaming“ dringend in Betrieb zu nehmen. Dank dieses Systems kann in einer Region, in der ein Mobilfunkbetreiber beispielsweise bei einem Erdbeben keinen Dienst bereitstellen kann, die Kommunikation ohne Unterbrechung fortgesetzt werden, indem das Versorgungsgebiet anderer Betreiber genutzt wird. IMM bietet zu diesem Thema drei wichtige Lösungsvorschläge. Erstens wird betont, dass die Bürger auch dann über das Signal eines anderen Betreibers in der Nähe kommunizieren können sollten, wenn die Basisstation eines Betreibers bei einem Erdbeben zerstört wird. Das National Roaming-System kann diese Möglichkeit bieten und eine vollständige Unterbrechung der Kommunikation verhindern. Zweitens wird für den Fall, dass das National-Roaming-System aktiviert wird, vorgeschlagen, dass Istanbul „drei Hauptverantwortungsbereiche drei Hauptbetreibern zuweist“ und Basisstationen in den Regionen errichtet, für die jeder zuständig ist. Auf diese Weise können die Bürger im Gefahrenfall Dienste anderer Betreiber empfangen, selbst wenn die Basisstation ihres eigenen Betreibers beschädigt ist. Schließlich schlägt IMM vor, seine 3 Funktürme in Zusammenarbeit mit BTK mit 3G-Basisstationen auszustatten, die nur im Katastrophenfall SMS-Kommunikation ermöglichen. Auf diese Weise können Bürger selbst bei einem kompletten Netzwerkausfall ihren Lieben einfache, aber wichtige Nachrichten wie „Mir geht es gut“ oder „Ich bin da“ senden. Darüber hinaus betont IMM, dass die derzeit 35 Kilometer lange Glasfaserinfrastruktur in Zusammenarbeit mit dem öffentlichen und privaten Sektor auf 2 Kilometer erweitert werden sollte, um eine sichere digitale Infrastruktur zu schaffen, die für die Bevölkerung Istanbuls geeignet ist. Diese Investitionen werden die digitale Widerstandsfähigkeit Istanbuls gegen Katastrophen deutlich erhöhen.