
In Bandar Abbas, einem strategisch wichtigen Hafen im Süden des Iran, kam es zu einer gewaltigen Explosion und einem Brand. Bei dem Vorfall kamen ersten Berichten zufolge vier Menschen ums Leben, mehr als 4 Menschen wurden verletzt. Es gab Behauptungen, dass die Explosion mit der Lieferung einer Chemikalie in Verbindung stehe, die zur Herstellung von Raketentreibstoff verwendet wird.
Die Explosion ereignet sich zu einem heiklen Zeitpunkt, da sich der Iran und die Vereinigten Staaten im Oman zu einer dritten Gesprächsrunde über das beschleunigte Atomprogramm Teherans treffen. Laut AP News gibt es von der iranischen Front keine offizielle Erklärung, dass die Explosion das Ergebnis eines Angriffs gewesen sei. Allerdings hat die jüngste Aussage des iranischen Außenministers Abbas Araghchi, wonach „unsere Sicherheitsdienste angesichts früherer Beispiele von Sabotage- und Mordversuchen, die darauf abzielten, eine legitime Reaktion zu provozieren“, in höchster Alarmbereitschaft seien, für Aufsehen gesorgt.
Widersprüchliche Aussagen iranischer Beamter
Die iranischen Behörden machten stundenlang keine klaren Angaben zur Ursache der Explosion, die sich in der Gegend unmittelbar vor dem Hafen von Bandar Abbas ereignete. Sie wiesen jedoch die Behauptung, die Explosion habe keinen Zusammenhang mit der für das Land lebenswichtigen Ölindustrie, entschieden zurück.
Kritische Behauptung eines privaten Sicherheitsunternehmens: Lieferung von Raketentreibstoff
Eine bemerkenswerte Stellungnahme zu dem Vorfall kam vom privaten Sicherheitsunternehmen Ambrey. Das Unternehmen behauptete, der Hafen habe im März eine Lieferung einer Chemikalie erhalten, die als „Natriumperchlorat-Raketentreibstoff“ beschrieben wurde. Die Lieferung war Berichten zufolge Teil einer Lieferung aus China in den Iran über zwei Schiffe, worüber auch die Financial Times im Januar berichtete. Die Financial Times berichtete, dieser Treibstoff solle dazu dienen, die iranischen Raketenbestände aufzufüllen, die aufgrund der direkten Angriffe auf Israel erschöpft seien.
Schiffsverfolgungsdaten stützen Behauptungen
Auch von Associated Press analysierte Schiffsverfolgungsdaten decken sich mit Ambreys Behauptungen. Eines der Schiffe, von denen angenommen wird, dass sie die Chemikalie transportierten, wurde im März in der Nähe des Hafens von Bandar Abbas entdeckt, berichtete die AP. Der Iran hat den Erhalt einer solchen Lieferung noch nicht bestätigt.
Man denkt an die Hafenkatastrophe von Beirut
Es bleibt eine große Frage, warum der Iran diese gefährlichen Chemikalien nicht sofort aus dem Hafen evakuiert hat, insbesondere nach der Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020. Bei der schrecklichen Explosion in Beirut, bei der Hunderte Tonnen Ammoniumnitrat detonierten, wurden mehr als 200 Menschen getötet und über 6.000 verletzt. Die Explosion in Bandar Abbas hat eindeutig Bedenken hinsichtlich möglicher Risiken und Fahrlässigkeit geweckt.
Roter Rauch vor der Explosion erregt Aufmerksamkeit
Auf den ersten in den sozialen Medien geteilten Bildern der Explosion in Bandar Abbas ist deutlich zu sehen, wie kurz vor der Explosion rötlicher Rauch vom Ort des Geschehens aufstieg. Ein solcher Rauch gilt als starker Hinweis darauf, dass bei der Explosion eine chemische Verbindung eine Rolle gespielt hat.
Die Region war zuvor ein Ziel Israels
Ein weiteres auffälliges Detail ist, dass die Region in der Vergangenheit ein Ziel Israels war. Laut Reuters zielte Israel 2020 mit einem Cyberangriff auf den Hafen von Bandar Abbas. Zuvor hatte Israel bekannt gegeben, dass iranische Hacker einen Cyberangriff auf die israelische Wasserinfrastruktur versucht hätten und dieser vereitelt worden sei. Diese vergangenen Ereignisse nähren Spekulationen über die möglichen Ursachen und Verantwortlichen der jüngsten Explosion in Bandar Abbas.
Bedeutung des Hafens für den Ölhandel
Der Hafen von Bandar Abbas in der Provinz Hormuzgan liegt an der strategisch wichtigen Straße von Hormuz, etwa 1.050 Kilometer südöstlich der iranischen Hauptstadt Teheran, und ist für den weltweiten Ölhandel von entscheidender Bedeutung. Dieser an der schmalen Mündung des Persischen Golfs gelegene Hafen ist ein wichtiger Punkt, über den etwa 20 Prozent des weltweiten Ölhandels abgewickelt werden.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass iranische Beamte erklärten, die Ölanlagen seien durch die Explosion in keiner Weise beeinträchtigt worden. Die National Iranian Oil Refining and Distribution Company gab in einer offiziellen Erklärung bekannt, dass die Explosion „keine Verbindung zu Raffinerien, Treibstofftanks, Vertriebskomplexen und Ölpipelines“ habe. Die Ungewissheit über die Ursache der Explosion und die Vorwürfe, es handele sich um Raketentreibstoff, lassen die Schwere des Vorfalls jedoch weiterhin vermuten.