
Die Verteidigungszusammenarbeit zwischen der Türkei und Frankreich gewinnt trotz jahrelanger politischer und militärischer Meinungsverschiedenheiten wieder an Dynamik. Der im Anschluss an den Besuch von fünf Senatoren des Außen- und Verteidigungsausschusses des französischen Senats in der Türkei erstellte Bericht betonte die Notwendigkeit einer verstärkten strategischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern. Diese Entwicklung wird als wichtiger Schritt für die Umsetzung neuer Projekte in der Rüstungsindustrie angesehen.
Eurosam und Luftverteidigungsprojekt
Im Jahr 2018 vereinbarten die Türkei und Frankreich, das Luftverteidigungssystem SAMP/T gemeinsam mit Eurosam im Rahmen des LORAMIDS (Long Range Air and Missile Defense System) unter Beteiligung Italiens zu entwickeln. Aufgrund politischer Spannungen zwischen den beiden Ländern kam das Projekt jedoch zum Stillstand. Aufgrund ihrer gegensätzlichen Politik in Libyen, Syrien, dem östlichen Mittelmeerraum und dem Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien sind Paris und Ankara auch auf militärischem Gebiet zu Rivalen geworden. In jüngster Zeit gab es Anzeichen für eine Entspannung zwischen den Parteien.
Versöhnung der militärischen Zusammenarbeit
Eine der Krisen zwischen Frankreich und der Türkei in den letzten Jahren waren die Spannungen um die Fregatte Courbet im östlichen Mittelmeer im Jahr 2020. Die Entsendung dieses Schiffs durch Frankreich nach Istanbul im vergangenen November zeigte jedoch, dass sich die Beziehungen zwischen den Parteien neu gestaltet hatten. Darüber hinaus deutet die Möglichkeit eines Verkaufs der Meteor-Luft-Luft-Raketen, die Frankreich an Griechenland verkauft hat, an die Türkei darauf hin, dass Frankreich im Verteidigungsbereich möglicherweise eine neue Ausgleichspolitik gegenüber der Türkei verfolgt – auch wenn dies in Athen zu einer Reaktion führt.
Dem Bericht von Zone Militaire zufolge offenbart der von französischen Senatoren erstellte Bericht den Wunsch der Türkei, die militärische Zusammenarbeit mit Frankreich wiederzubeleben. Dem Bericht zufolge erklärte der Generaldirektor für Sicherheit des türkischen Verteidigungsministeriums, Generalleutnant İlkay Altındağ, dass es eine Zusammenarbeit mit Spanien bei Flugzeugträgerprojekten und mit Deutschland bei U-Bootprojekten gebe und dass die Türkei neue Projekte mit Frankreich, beispielsweise unbemannte Seefahrzeuge.
Die Teilnahme der Türkei am Kampfflugzeugprogramm der 6. Generation
Ein weiteres Thema, das in dem Bericht Aufmerksamkeit erregte, war das Interesse der Türkei am FCAS-Programm (Future Air Combat System). Vertreter des türkischen Präsidialamts für Verteidigungsindustrie erklärten, dass die Türkei im Einklang mit ihren Zielen zur Entwicklung von Kampfjets der 5. und 6. Generation am FCAS-Programm teilnehmen wolle. Die Türkei erhält im Rahmen des Kampfjetprojekts KAAN Unterstützung von BAE Systems und Rolls-Royce, und ihr Wunsch, in das FCAS-Programm aufgenommen zu werden, spiegelt ihre Suche nach Alternativen unabhängig von Projekten wie dem Global Combat Air Program (GCAP) wider.
Andererseits ist es angesichts der bestehenden militärischen Zusammenarbeit zwischen Spanien und Deutschland, die in das FCAS-Programm eingebunden sind, und der Türkei wahrscheinlich, dass Ankara eine Einbindung in das FCAS über diese beiden Länder anstrebt. Es wird jedoch erklärt, dass Frankreich derzeit kein Interesse daran hat, neue Länder in das FCAS-Programm aufzunehmen.
Mögliche zukünftige Kooperationen
Die Verteidigungszusammenarbeit zwischen Frankreich und der Türkei ist weitgehend zum Erliegen gekommen, insbesondere nach der Aussetzung des Eurosam-Projekts für Luftabwehrsysteme. Der Bericht der französischen Senatoren argumentiert allerdings, dass die beiden Länder ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Rüstungsindustrie, Bildung und Wirtschaft ausbauen sollten. Mögliche Kooperationen zwischen türkischen und französischen Rüstungsunternehmen könnten den Verlauf der militärischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern in der kommenden Zeit bestimmen.
Obwohl Faktoren wie das zwischen Frankreich und Griechenland unterzeichnete Verteidigungsabkommen, die Position der Türkei in der NATO und regionale Streitigkeiten als die größten Hindernisse für den Prozess angesehen werden, ist die Möglichkeit einer Entwicklung neuer Kooperationen im Bereich der Verteidigungsindustrie im Einklang mit den gemeinsamen Interessen der Beide Länder sollten nicht außer Acht gelassen werden.