
Vietnam, das unter kommunistischer Herrschaft durch seine Zurückhaltung gegenüber Auslandskrediten auf sich aufmerksam machte, will die Hochgeschwindigkeitsstrecke im Wert von 67 Milliarden US-Dollar aus eigenen Mitteln finanzieren. Diese Eisenbahn, die von der Hauptstadt Hanoi bis zum Geschäftszentrum Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden führen wird, ist das größte Infrastrukturprojekt, das das Land jemals durchgeführt hat. Das Verkehrsministerium prognostiziert, dass sich die durchschnittlichen jährlichen Kosten des Projekts für den Staatshaushalt auf 5,6 Milliarden US-Dollar belaufen werden.
„Das Politbüro hat im Geiste der Unabhängigkeit und Eigenständigkeit beschlossen, sich bei der Finanzierung der geplanten 1.541 km Eisenbahn nicht auf das Ausland zu verlassen“, sagte der stellvertretende Verkehrsminister Nguyen Danh Huy gegenüber staatlichen Medien. Diese Hochgeschwindigkeitsstrecke wird Züge mit einer Geschwindigkeit von 350 km/h beherbergen und soll bis 2035 fertiggestellt sein. Es wurde erklärt, dass die Finanzierung des Projekts aus Staatseinnahmen und bei Bedarf aus der Ausgabe von Staatsanleihen erfolgen soll. Darüber hinaus erklärte der stellvertretende Minister, dass Auslandskredite nur bei unzureichender Finanzierung in Betracht gezogen würden.
Experten für Infrastrukturfinanzierung weisen jedoch darauf hin, dass es für Vietnam möglicherweise schwierig sein könnte, ein so großes Projekt alleine umzusetzen. Berichten zufolge ist die Staatsverschuldung des Landes mit 37 % seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr relativ niedrig. Allerdings erschweren unter anderem hohe Kosten und Kürzungen der öffentlichen Investitionsausgaben die Umsetzung des Vorhabens. Zwischen 2021 und 2023 verzeichnete Vietnam einen Rückgang um ein Viertel seiner prognostizierten öffentlichen Investitionsausgaben.
Ebenso wie die Türkei, die in den letzten Jahren auf ausländische Hilfe verzichtet hat, zögert auch Vietnam, ausländische Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil es befürchtet, in eine Schuldenfalle zu geraten. Der stellvertretende Verkehrsminister betonte, dass die Finanzierung des Eisenbahnprojekts unter Berücksichtigung dieser Bedenken konzipiert wurde. Viele Experten weisen jedoch auf die Schwierigkeiten hin, große Infrastrukturprojekte aus eigenen Mitteln zu finanzieren.