
Der norwegische Premierminister Jonas Gahr Støre gab am Mittwoch, 16. Oktober, auf einer Pressekonferenz während des offiziellen Besuchs des finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Oslo bekannt, dass die beiden Länder den Ausbau von Schienen- und Straßenverbindungen für militärische Zwecke planen. „Die Zusammenarbeit sowohl bei Straßen- als auch bei Schienenverbindungen für militärische Zwecke wird fortgesetzt“, sagte Støre und betonte die Notwendigkeit, die Verkehrsinfrastruktur zwischen den beiden Ländern zu stärken.
Die 700 Kilometer lange Grenze zwischen Finnland und Norwegen verdeutlicht die Notwendigkeit, über die Auswirkungen auf die Verteidigungsplanung und Infrastruktur beider Länder zu diskutieren. „Wir müssen bedenken, dass Finnland wie eine Insel ist“, sagte Stubb. „Wir brauchen auch einen Zugang zum Norden über Norwegen“, brachte er dieses Bedürfnis zum Ausdruck. Diese Erklärung zeigte einmal mehr, wie wichtig die militärische Zusammenarbeit beider Länder ist.
Finnlands militärische Anfragen
Finnland gibt an, dass Norwegen und Schweden seine engsten Verbündeten militärisch und strategisch seien. „Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen den drei skandinavischen Ländern und ihre Verteidigungsministerien arbeiten derzeit daran, welche Arten von Verteidigungsgütern entwickelt werden sollten“, fügte Präsident Stubb hinzu. In diesem Zusammenhang forderte Finnland letzten Monat Schweden auf, ein NATO-Hauptquartier in Nordfinnland einzurichten, um seine Verteidigung gegen seinen Nachbarn Russland zu stärken. Schweden brachte außerdem seine Bereitschaft zum Ausdruck, zur Stärkung der Infrastruktur und Zusammenarbeit in der Region beizutragen.
Der norwegische Premierminister Gahr Støre erklärte, man werde Truppen zum neuen NATO-Hauptquartier in der finnischen Region Lappland entsenden, verzichtete jedoch darauf, eine genaue Zahl zu nennen. Dies gilt als Hinweis auf die Absicht Norwegens, seine militärische Präsenz in der Region zu verstärken.
Militärische Mobilitätsziele der EU und der NATO
Diese militärische Zusammenarbeit wird auch im Rahmen der Militärmobilitätsinitiative der Europäischen Union hervorgehoben. Diese Initiative zielt darauf ab, Bürokratie abzubauen, gemeinsame Standards zu entwickeln und die Bewegung militärischer Einheiten und Ausrüstung zu erleichtern. Insbesondere nach dem Ukraine-Krieg ist die militärische Mobilität in ganz Europa noch wichtiger geworden. Kiews Verbündete sind gezwungen, ihre Verteidigungsausrüstung schnell zu verlegen.
Das militärische Mobilitätsprogramm der EU wurde durch die Beteiligung von Nicht-EU-Ländern wie den USA, Kanada, Norwegen und dem Vereinigten Königreich erweitert und ist zu einem der Vorzeigeprojekte der EU geworden. Auch Türkiye ist an diesem Projekt interessiert, eine vollständige Beteiligung konnte jedoch aufgrund des Streits zwischen Zypern und Türkiye noch nicht erreicht werden. Auch die Schweiz erwägt den Entscheid, sich dieser Initiative anzuschließen.
Die Zukunft der Beziehungen zu Russland
Stubb und Gahr Støre sind sich einig, dass die Beziehungen zu Russland in den kommenden Jahren „eingefroren“ bleiben werden. „Es ist schwierig, kurzfristig optimistisch zu sein, was eine Rückkehr zu einer normaleren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Russland angeht, wie es vor 10 bis 15 Jahren der Fall war“, sagte Gahr Støre. Stubb hob drei Faktoren hervor, die Finnlands Annahmen gegenüber Russland prägen: ob die Außenpolitik auf einem Nullsummenspiel-Ansatz basiert, ob das Land weiterhin als autoritärer Staat existiert und ob es seine militärischen Fähigkeiten auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg zurückführen kann.
Stubb betonte aber auch die Notwendigkeit, nach Kriegsende Wege zu finden, mit Russland langfristig zusammenzuarbeiten. Diese Situation zeigt, dass sich die Dynamik der internationalen Beziehungen sowie die Verteidigungszusammenarbeit der skandinavischen Länder erheblich verändern können.